115
Jeder Grafiker, jeder Werber kennt das Phänomen aus
der Präsentation:
Kampagnen oder Kinospots werden selten exakt
visualisiert und realisiert.
Man deutet nur an und gibt die Richtung vor.
Man lässt dem Betrachter und Kunden Freiräume für
seine Phantasie.
Die er mitunter visuell anders sieht als der Gestalter.
Aber dies spielt bei Präsentationen eines Konzeptes
auch keine Rolle.
Nehmen Sie einmal folgendes Zitat: „...!“
Es steht für das Sprechen ganz allgemein.
Aber es ist lediglich auf die Interpunktion reduziert.
Jeder weiß, dass dies eine Aussage in Form einer
wörtlichen Rede ist.
Und jeder impliziert in diese Form seine eigenen
Gedanken einer Aussage.
Dies trifft auf alle Bereiche der Kunst zu und
funktioniert auch in der Literatur.
1953
war die Uraufführung von Samuel Becketts
Theaterstück „Warten auf Godot“.
Beckett überlässt den Zuschauer mit einer enormen
Leere. Eine Leere, die der Betrachter sich selbst
auffüllt.
Die Nicht-Handlung ist Nährboden für einen kreativen
Prozess.
Damit steht „Warten auf Godot“ am Beginn eines
literarischen Reduktionsprozesses, der sogar das
gesamte moderne Theater verändert hat.
Die Schwedische Akademie verlieh Beckett dafür
1969
den Nobelpreis für Literatur.
Logo für einen Texter: Der „Leser“ weiß, dass es sich um das Symbol
eines ganzen gesprochenen Textes handelt
:„...!“